16 E-Cargobikes und E-Lastenräder (2021) im Test - HildRadwelt

16 E-Cargobikes und E-Lastenräder (2021) im Test

Die Politik diskutiert derzeit kontrovers über eine Kaufprämie von privaten Lastenrädern. Dass (motorisierte) Cargobike einen wichtigen Teil zur Verkehrswende leisten können, ist unbestritten. Wir verraten Ihnen hier alles, was Sie wissen müssen zu E-Cargobikes und haben uns hierzu mit Experten ausgetauscht. Daneben bieten wir Ihnen in der aktuellen Ausgabe der BIKE BILD einen großen Test von insgesamt 16 Modellen in den vier Kategorien Kompakt-Klasse, Long-John-Klasse, SUV-Klasse und Trike-Klasse.

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Trike-, SUV-, Kompakt- und Long-John-Klasse (v.l.). Diversität wird großgeschrieben – und hat seine Berechtigung.

Das Cargobike bzw. Lastenrad ist endgültig in der Politik angekommen. Die Förderung privater Lastenräder hat sich – angestoßen durch einen Vorschlag der Grünen – zu einem Wahlkampfthema entwickelt. Konkret: Eine Million Lastenräder sollen den Grünen nach vom Bund in der nächsten Legislaturperiode gefördert werden. Pro Stück könne dabei 1.000 Euro Zuschuss gezahlt werden, egal ob das Zweirad gewerblich oder privat genutzt wird. Das wären insgesamt eine Milliarde Euro Investition in die Förderung von Transportbikes.

In der aktuellen BIKE BILD finden Sie die Ergebnisse des großen E-Cargobike-Tests. Alle Infos hier.

Grünen-Chefin Baerbock fördert Lastenrad-Prämie

Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock stellte sich hinter den Vorschlag: Es solle keine "absolute Ungleichheit" geben zu der bestehenden Förderung von 6.000 Euro für Elektroautos und verwies auf diesen Zusammenhang auf Menschen ohne Führerschein. Umweltministerin Svenja Schulze von der SPD sieht den Vorschlag indes skeptisch: Der Bund fördere bereits Lastenräder für Freiberufler, Firmen und Kommunen – das bringe mehr für den Klimaschutz. Außerdem sagte Schulze, dass auch Privatleute von der bereits existierenden Prämie (siehe Infos unten) profitieren könnten. CDU-Generalsekretär Paul Ziemia befeuerte die hitzige Debatte zusätzlich, indem er auf Twitter die Idee der Grünen als "abstrus und weltfremd" bezeichnete.
Lastenräder sind nicht erst durch den Grünen-Vorschlag in aller Munde. Wenngleich die Verkaufszahlen (motorisierter) Lastenräder vergleichsweise gering sind, sehen Experten die Transportbike als elementaren Teil der Verkehrswende. Ob als Kindertransporter, zum Einkaufen oder gewerblich: Lastenräder, vor allem solche mit Motor, können vielfach das Automobil ersetzen. Obendrein nehmen sie weniger Platz weg, verursachen kein Lärm und Abgase und sind im Unterhalb im vergleich zum Auto kostengünstig. Grund genug für BIKE BILD, sich auf dem Markt umzugucken und aktuelle Modelle einem großen Test zu unterziehen.

16 E-Cargobikes auf 24 Seiten – bei unserem großen Vergleich in der BIKE BILD 5/2021 ist garantiert das richtige E-Lastenrad für Sie dabei.

Diese E-Cargobike haben wir getestet

HERSTELLER UND MODELL

KATEGORIE

PREIS

Backfiets Cruiser Short Steps

Kompakt-Klasse

4.185

E-Muli

Kompakt-Klasse

4.880

Urban Arrow Shorty

Kompakt-Klasse

5.190 (Kauftipp)

E.Yoonit Family

Kompakt-Klasse

5.360

Backfiets Classic Long Steps Shadow

Long-John-Klasse

4.849 (Kauftipp)

E-Bullitt

Long-John-Klasse

6.100

Achielle Ferre

Long-John-Klasse

4.979

Urban Arrow Family

Long-John-Klasse

5.490

Cago

SUV-Klasse

7.899

Carqon

SUV-Klasse

5.490 (Kauftipp)

Riese + Müller Load 75

SUV-Klasse

7.499 (Kauftipp)

Riese + Müller Packster 70

SUV-Klasse

7.099

Black Iron Horse Pony

Trike-Klasse

5.899

Butchers & Bicycles

Trike-Klasse

6.599

Chike E-Kids

Trike-Klasse

5.799 (Kauftipp)

Johansson Fiete (Dog)

Trike-Klasse

3.799

Cargobike und Lastenräder – das müssen Sie wissen

Cargobikes reihen sich immer öfter in die Verkehrsströme unserer Städte ein. Sind auch die Verkaufszahlen gegenüber den rund 1,9 Millionen in 2020 verkauften, herkömmlichen E-Bikes noch gering – der Verkaufsanteil von Lastenrädern im E-Bike-Markt lag 2020 laut Zweirad Industrieverband (ZIV) bei vier Prozent –, so schnellen die Zahlen innerhalb der Fahrradgattung selbst nach oben. Wurden in Deutschland im Jahr 2016 noch 15.125 E-Cargobikes verkauft, so waren es 2018 bereits 39200 und im Jahr 2020 sogar 78000 Einheiten.
Eine Untersuchung des Lobbyverbands Cycling Industries Europe und der Internetplattform Cargobike.jetzt, an der 38 europäische Cargobike-Hersteller teilnahmen, zeigt überdies, dass für 16 der befragten Teilnehmermarken Deutschland der wichtigste Absatzmarkt ist. Dahinter folgt, mit weitem Abstand mit nur vier Nennungen, Dänemark. Auch die Prognose für das Wachstum der Lastenradsparte ist mit deutlich über 50 Prozent enorm. Klimaschutz, Luftreinigung und mangelnder Platz in den Großstädten feuern das Thema zusätzlich an – aufgrund der Einsicht und des praktischen Umsetzungswillens bei Familien und Gewerbetreibenden und wegen der Not der Politiker, die endlich Erfolge in der Umsetzung der Klimaziele und der Verkehrswende vorweisen müssen.
Kein Wunder, dass es in Deutschland derzeit mehr als 100 Kaufprämien-Programme gibt (www.cargobike.jetzt). Dabei sind die vom Bund ausgelobten Prämien meist auf Gewerbetreibende beschränkt. Vor allem aber sind einzelne Kommunen sehr aktiv; sie wollen die Lastenräder auch für Familien fördern, um so den Verkehr auf ihren Straßen zu entzerren. Meist profitieren private Käufer mit einem Zuschuss zwischen 300 und 1.000 Euro.

Vielfältiger Markt

Dabei vergrößert sich die Modellvielfalt permanent, denn weit ausdifferenzierte Transportbedürfnisse der Käufer benötigen entsprechende Lösungen. „Die eierlegende Wollmilchsau gibt es unter den Cargobikes nicht“, erläutert René Reckschwardt, Inhaber von Ahoi Velo Cargobikes in Hamburg (siehe Interview). Ein E-Lastenrad müsse sich der Lebenssituation anpassen, die sich immer mal ändern könne. Er selbst plädiert für marken- und konzeptneutrale Herangehensweisen, wenn sich Familien, Gewerbetreibende oder auch Einzelpersonen für ein Lastenrad interessieren.

E-Cargobikes gibt es in verschiedenen Ausführungen.

Das Interesse an E-Cargobikes nimmt zu

Und so sieht man vor allem an schönen Samstagen viele Radfahrer, die unterschiedliche E-Cargobikes durch den Hamburger Schanzenpark fahren: einspurige Bikes mit tiefer, spartanischer Transportkiste; SUV-ähnliche Vehikel, die vor Technik strotzen; Dreiräder, deren komplette Achse vom Fahrerstand aus gelenkt wird; Dreiräder, die sich an der Vorderachse mittels Neigetechnik in die Kurve legen oder auch verwegene Modelle mit der Lenkung am Hinterrad. Vor diesem Hintergrund haben wir uns entschlossen, nicht alle Cargobikes im direkten Vergleich antreten zu lassen. Vielmehr haben wir 16 (!) Modelle in die Kategorien eingeteilt, die derzeit am meisten gefragt sind: kompakte, einspurige Bikes, dann die so genannte Long-John-Klasse, die mit längerem Radstand ausgestattet ist; überdies haben wir die SUV-Klasse getestet – Bikes, die mit allen technischen Raffinessen bestückt sind, und letztlich die Trike-Klasse, also Dreiräder, wobei es sogar innerhalb dieser Klasse starke technische Unterschiede gibt.
Eine so große Zahl von Modellen zu testen, wäre ohne die Unterstützung von Ahoi Velo nicht möglich gewesen. Diese Tatsache beinhaltet indes auch, dass wir Bikes getestet haben, die uns nicht unbedingt fabrikneu zur Verfügung standen. So konnte zum Beispiel der ein oder andere Bremsbelag schon stärker heruntergefahren sein als ein anderer. Die meisten der getesteten Bikes gibt es natürlich beim Kauf in unterschiedlichen Konfigurationen. Wir haben daher genau das Lastenrad beurteilt, welches vor uns stand – und nennen auch den Preis, der für genau dieses Bike zu Buche schlägt. Für alle Testteilnehmer waren überdies Regendächer verfügbar. Diese haben wir abmontiert und nicht im Preis genannt. Das Regendach des Chike-Lastenrads war jedoch nicht abnehmbar, es ist fester Bestandteil der Kinderkabine.
Beim ausgiebigen Testen haben wir uns alle erdenkliche Mühe gegeben, damit Sie, liebe Leser, sich ein umfassendes Bild von den E-Cargobikes machen können. Wenn wir Ihr Interesse an einem Bike dieser Art geweckt haben, bleibt indes der Rat vom Lastenrad- und Verkaufsprofi René Reckschwardt über alle Maßen wichtig: „Sie müssen testen, testen, testen!“

Dreiräder können kippen. Mit etwas Übung jedoch lassen sie sich gut beherrschen – und wie auf dem Foto rein aus Spaß auf zwei Rädern sicher bewegen.

So haben wir die E-Cargobikes getestet

Auf einer ausgewählten Teststrecke mit verschiedenen Untergründen, An- und Abstiegen sowie engen und weiten Kurven hat jeder unserer vier Testpiloten jedes der 16 E-Cargobikes ausgiebig gefahren. Dabei wurden die Testrunden mal ohne Last, mal mit einem gut 30 Kilogramm schweren Sandsack absolviert. Manchmal – damit die Fahreindrücke noch besser geteilt werden konnten – haben sich die Tester auch von ihren Kollegen durch den Hamburger Park chauffieren lassen. Mitunter haben wir die Bikes über Gebühr beansprucht. So sind wir steile Anstiege nicht nur im leichten Gang, sondern auch mit schwerer Übersetzung hinaufgefahren, um zu sehen, wie Schaltung und Motor zusammenarbeiten. Auch manches Bremsmanöver mag den Passanten an der Teststrecke übertrieben vorgekommen sein. Wir waren indes der Meinung, dass es gerade für Eltern, die ihre Kinder transportieren möchten, wichtig ist, die Grenzbereiche der Cargobikes zu kennen.

René Reckschwardt

Experten-Interview: "Das perfekte Cargobike gibt es nicht"

René Reckschwardt, Inhaber Ahoi Velo Cargobikes, Hamburg
Cargobike mit oder ohne E-Antrieb – wozu würden Sie raten?
Ganz klar mit E-Unterstützung. Gerade wenn man Lasten transportiert oder auch mit Kindern Ausflüge machen möchte, geht einem ohne E-Motor zu schnell die Puste aus. Mit E-Cargobikes kann man seinen Aktionsradius enorm vergrößern, unternimmt mehr Ausflüge, die auch weiter weg führen.
E-Cargobikes scheinen ein Trend zu sein. Wer kauft diese Vehikel?
Noch vor fünf oder sechs Jahren kamen nur Freaks und Pioniere. Heute kommen viele Familien, die keine Lust mehr auf einen Zweitwagen oder sogar Erstwagen haben, weil die Autos eh die meiste Zeit nur rumstehen. Auch kommen mittlerweile viele Gewerbetreibende.
Welches ist das optimale Lastenrad?
Die so genannte eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Die Unterschiede der Bikes sind groß, und jedes hat seine Qualitäten. Ein E-Cargobike muss zur jeweiligen Lebenssituation passen. Heute benötigt man vielleicht zwei Kindersitze, eine hohe Reling und einen durchschnittlich starken Motor, weil man im Flachen wohnt. Zwei Jahre später muss man Kisten transportieren und benötigt, zum Beispiel in einer bergigen Stadt wie Stuttgart, einen stärkeren Motor.
Wie findet man letztlich das beste Bike für die jeweilige Lebenssituation?
Testen, testen, testen – und zwar marken- und konzeptneutral!



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